Was hat meine Wanderung auf der Rota Vicentina im Jahr 2016 mit dem portugisieschen Jakobsweg zu tun?

Vieles, denn hier wurde der Grundstein gelegt. Doch zurück zu den Anfängen. 2016 bin ich zufälligerweise auf die Rota Vicentina gestoßen. Passte sie doch wunderbar in unser Reiseziel Portugal rein, denn dort lebt die Cousine meines Mannes. Mehrere Male waren wir bereits an der Süd-Algarve haben alle Strände zwischen Lagos und Sagres durch und wurden eingenommen vom tollen Feeling und den leeren Stränden. Insbesondere, wenn man an die West-Algarve kommt.

Seit 2013 mit dem Nibelungensteig hier im Odenwald bin ich offiziell wieder dem Wanderfieber verfallen. Im geplanten Urlaub wollten wir Wandern, Sonne, Strand und Meer verbinden. Es wurde ein Flug, ein Mietwagen und ein Hotel in Aljezur als Base gebucht und ab ging die Reise. Damals mit einer festen Unterkunft. Morgens mit dem Auto zum Start, gelaufen und mittags per Anhalter wieder zurück. Wir liefen von Porto Covo in mehreren Etappen bis nach Sagres. Auf dem Weg dahin sah ich das erste Mal bewusst Rucksäcke mit der Jakobsmuschel. Klar, ich hatte von Hape Kerkeling das Buch: “ich bin dann mal weg” gelesen, wusste von der Bedeutung, aber mehr auch nicht.

Schon währen der Wanderung machte ich mich im Internet schlau und entdeckte, dass es neben dem mega bekannten französischen Jakobsweg, unzählige andere Jakobswege in Deutschland gibt und zudem es eigentlich heißen sollte: “viele Wege führen nach Santiago die Compostela”. Während meiner eigenen Rechereche durfte ich feststellen, dass es auch einen portugiesischen Jakobsweg gibt, der als nicht allzu schwer im Netz beworben wurde. Wir beendeten unsere Tour und ich wurde sofort Mitglied in der Facebookgruppe von Anne Chantal.

Ich kann Dir diese Gruppe wirklich ans Herz legen. Anne beantwortet wirklich jede Frage, die Mitglieder sind hilfsbereit. Ich nahm als passives Mitglied an den Beiträgen teil und der Wunsch wurde immer lauter, dass ich einmal den Jakobsweg laufen möchte. Gesagt, getan. Weit gefehlt.

5 Jahre, bis ich endlich pilgern kann

Exakt nach fünf Jahren durfte ich meinen Plan umsetzen.  Warum hat es so lange gedauert, magst Du Dich vielleicht fragen. Was kam dazwischen? Das Leben. Viele Ausreden, Gründe, Jobwechsel, keine Zeit, keine Geld, ich traue mich nicht. Vor allem aber die Zeitfrage war wirklich ein Thema. Vor allem, da ich den Jakobsweg ohne Stress laufen wollte. Heißt in meinem Fall, dass ich nicht 14 Tage rennen wollte, um den Weg “hinter mich zu bringen”. Ich wollte genügend Zeit haben, mir Porto anzuschauen und evtl. noch nach Finisterre. Manche laufen den Weg in neun Tagen, doch das war mir eindeutig zu stressig. Sollte es doch meine Auszeit sein. Zum Ankommen, Runterkommen und Abschalten. Somit wurde es jedes Jahr mit den Urlaubstagen knapp, wenn denn auch Familienurlaub auf dem Plan stand. So verging 2017, 2018, 2019.

2020 ein besonderes Jahr

Im letzten Jahr durfte ich meinen 40. Geburtstag feiern. Ein Jahr davor schloss ich meine Yogalehrerausbildung nach drei Jahren erfolgreich ab. Mit 40 kann man sich was gönnen. Zurückblicken, das Leben feiern, sich neu ausrichten. Meine Leidenschaften: Yoga, Wald, Waldbaden, Genuss-Wandern, Achtsamkeit am eigenen Leib verspüren. Meine Ressourcen auftanken, die ich auch gerne vergesse, aufzuladen. Quasi wieder einmal der eigene Feldversuch. Denn das gehört für mich zur Authentizität auch dazu, dass ich hier Sachen von mir gebe, die ich selbst erleben durfte. So sollte es sein. Nuja, es kam wieder etwas dazwischen. Nicht nur bei mir, sondern bei allen. Covid-19 lässst grüßen. Dachte ich Anfang März noch daran, dass ich Mai aufbrechen konnte, so wurde ich schnell eines Besseren belehrt, denn Homeschooling und das andere Chaos ließen grüßen. Der Geburtstag fiel ins Wasser. Das Wetter war schön, dennoch war es komisch, nicht von seinen Eltern gedrückt zu werden. Weit auseinander am Tisch zu sitzen. Ich schweife ab. Im Mai, so wurde mir schnell klar, wird es nichts mit dem portugiesischen Jakobsweg, später auch nicht, da mein Zahn dazwischen kam (siehe anderer Blogbeitrag), dann wollten wir wieder zusammen wegfahren und dann kam zum Jahresende meine eigene Erkrankung dazu. So war das Jahr 2020 auch wieder vorbei, wieder nicht auf dem Jakobsweg gewesen. Derweil kam es zu einer Änderung meines Angestellten-Daseins und im März durfte ich wieder den Gedanken zu lassen, dass 2021 dann endlich der Jakobsweg gelaufen wird.

In der Facebookgruppe sah ich immer wieder Bilder und Berichte. Die eigene Planung ließ eine Wanderung erst ab Ende Mai zu, da erst noch eine Konfirmation an stand. Als dieser Termin endlich bestätigt wurde, war ich doch etwas irritiert, denn ich durfte feststellen, dass Touristen gar nicht nach Portugal rein konnten. Wie es die anderen Pilger gemacht bzw. geschafft haben, keine Ahnung. Evtl. waren sie beruflich unterwegs 😉 OK, wieder eine Hürde. Gut Ding braucht Weile. Es soll wohl nicht so sein.

Der Flug nach Porto ist gebucht

am 16. Mai war die Konfirmation. Einen Tag später schickte mir meine Freundin eine whatsapp, dass Touristen wieder nach Portugal einreisen können. Wieder einen Tag später saß ich am PC und suchte nach Flugverbindungen. Frankfurt-Porto und zurück. Da ab Frankfurt Flughafen derzeit auch Ryanair fliegt, hatte ich mehrere Optionen. Ich entschied mich aufgrund der Situation für Lufthansa, da ich auf eine gute Begleitung, Umbuchung, Kommunikation während Corona hoffte. Zudem fand ich einen Flug für 161 € direkt von FFM nach OPO Hin- und Rück. Das freute meinen Geldbeutel, aber auch mein Gewissen. Ich drückte auf buchen und war mehr oder weniger selbst erstaunt, dass ich am 09.06.2021 losfliegen sollte.

So richtig realisiert, was ich tatsächlich gemacht habe, das habe ich erst ein Paar Tage später. Wurde mir dann bewusst, dass ich keine Ausreden mehr habe, sondern nur noch, dass ich mich evtl. nicht traue. Alle daheim wussten von meinem Plan, doch waren sie wohl teilweise selbst überrascht, dass es innerhalb von drei Wochen so weit sein sollte. Eine Woche vorher fiel dann auch bei meinem Sohn der Groschen, dass ich dann wohl realtiv schnell und lange nicht da sein würde. Innerhalb dieser drei Wochen konnte ich alles noch besorgen, organisieren (Ferienwohnung, meine Yogakurse, usw..). Alle einweisen, was zu tun ist, Passwörter verteilen. Onlinebanking erklären und alles, was ich so in den letzten Jahren gemacht habe, was wohl daheim niemand so wirklich gemerkt hat.

Wow, der Flug ist gebucht und was macht das Gedankenkarusell? Hui, so einiges. Ich war mir sicher, dass ich den Weg packen würde. Wie lange ich bräuchte, keine Ahnung. Ich hatte mir einen Flug vom 09.06.-30.06. gebucht. Somit hatte ich einiges an Puffer. Angst vor der Strecke hatte ich nicht. Respekt würde ich sagen, denn ich wusste von der Rota, dass mir nach sieben Tagen dann die Schienbeine wehgetan hatten. Allerdings war es dort auch ein Wandern direkt im Sandstrand auf den Dünen. Respekt auch davor, was evtl. mental passieren würde. Durch meine Campingurlaube und diverse Wanderungen wusste ich, was ich ungefähr an Ausrüstung gebrauchen würde. Weniger ist in diesem Falle mehr, denn der Rucksack soll in der Theorie nur ca. 10% des Körpergewichts betragen. Immer mehr meiner Freunde bekamen mit, welche Reise ich antreten würde. Immer wieder kam die Frage auf, ob ich denn nen Plan hätte. Ganz ehrlich: den hatte ich nicht wirklich. Ich wusste, wo ich ankomme. Ich wusste, dass ich mir Porto anschauen möchte. Ich wusste, dass ich in Santiago ankommen werde und ich hatte mir eine Unterkunft in Porto gebucht. Alles andere wollte ich auf mich zu kommen lassen. Es genau anders machen wie daheim. Denn hier herrscht leider doch der Terminkalender vor. Termine sind vergeben. Der Tagesrhythmus ist irgendwie vorgegeben zwischen Arbeiten, Essen, Schlafen, Taxidienst, meiner Tätigkeit als Yogalehrerin. Viele fanden das mutig. Waren erstaunt. Immer wieder war ich erstaunt, welche Fragen in der Facebookgruppe gestellt wurden. Doch möchte ich das hier überhaupt nicht werten. Denn jeder reist anders. Jeder macht den Weg aus einem anderen Grund. Meine Art sollte es sein, dass ich flexibel sein wollte, den Weg auf mich zukommmen lassen wollte. Mich nicht festlegen und mich treiben lassen wollte. Ich hatte somit      . Diese wurde genutzt und ich legte im Büro erst einmal alle Dinge ab, die ich meinte, zu brauchen.

Wie es mit meinem Jakobsweg in Portugal weiter geht, das erfährst Du im nächsten Beitrag.

Alles Liebe aus dem Odenwald.

Yvonne

PS: Wenn Du auf der Suche nach Tipps für Wanderanfänger bist, dann wirst Du hier fündig.

Außerdem lade ich Dich in den Odenwald ein. Er bietet sich super an, gerade jetzt, einen sorgenfreien Urlaub zu genießen. Es gibt unzählige tolle Ferienwohnungen, gerne auch unsere eigene. Lerne den Odenwald kennen, entdecke ihn. Ganz nach dem Motto: Ankommen, Eintauchen, Abschalten