Warum man manche Dinge erst selbst erleben, erkennen muss, um zu wachsen.

Was meine Yogalehrerausbildung mit meiner Selbsterkenntnis / Selbsterfahrung zu tun hat.

Seit 2018 existiert wood-yoga. 2016 nahm der Samen, der schon seit 2007 in meinem Kopf war richtig Fahrt auf und wuchs immer weiter. 2017 habe ich ihm dann erlaubt an die Oberfläche zu krabbeln und nicht nur für mich sichtbar zu werden. Es nahm seinen Lauf und ich habe mich zur Yogalehrerausbildung angemeldet. Warum? Weil ich etwas für mich tun wollte, bzw. tiefer in die Yogaphilosophie eintauchen wollte. Oder doch nur: weil ich etwas für mich tun wollte? Weil einmal im Monat ein ganzes Wochenende für sich alleine zu haben, sehr verlockend klang? Aber bitte, solche Gedanken darf frau nicht haben. Nein, es stand einzig und allein der Weiterbildungsgedanke im Vordergrund. Ich schwöre! 😉

Wie herrlich war es, samstags morgens um 07:45 Uhr in die Yogablase einzutauchen. Zwei Stunden Yogaunterricht nur für mich, danach Yogatheorie mit Gleichgesinnten, die ähnliche Ziele, Wünsche, Vorstellungen hatten. Aber Moment, da wurden in den (wie ich so schön sagte) “Gruppentherapiesitzungen” Themen besprochen, die ich dort lieber nicht hören wollte. Was interessierten mich andere stressgeplagten Mütter, die eine gefühlte Ewigkeit sich über die Belange ihrer Kinder und Partner austauschten, die sich über Dinge unterhielten, die ich lieber außen vor lassen wollte. Aber warum nur? Wollte da jemand meine Yogablase zerstören? Himmel, ich war dort, zum Entspannen, Lernen, Weiterbilden und mich nicht über die gleichen Themen auszutauschen, die ich seit Jahren mit diversen Müttern hatte. Ja, da rutscht man irgendwie als Mutter so rein. Und gleich eins vorneweg: Meine lieben Freundinnen, ich mag Euch wirklich gerne, ihr wisst schon welche Gespräche ich meine. Die, die man mit Augendrehen verlässt, wenn man feststellt: schlimmer geht immer. Wobei das heute betrachtet eine Wertung ist.

Wo sind die normalen Mütter? Der normale Menschenverstand? Gibt man gewisse Gehirnzellen mit den Presswehen ab?

Wieso muss man bereits im Kinderwagenalter damit konkurieren:

• wer hatte die tollsten Proviantdosen gepackt?
• Wer hat die am hübschesten selbstgenähten Klamotten?
• welche Wohnung ist am Saubersten?
• Ich habe am schnellsten nach der Geburt abgenommen.
• Wie kann man das Haus mit Kind und Kinderwagen verlassen und keine Ersatzwindel dabei haben?Wie, Du hast keine extra Windeltasche mit zehntausend Ersatzhosen, Boddies, Windeln,Spucktücher dabei ? Ich kann froh sein, dass ich gestillt habe, ich hätte auch das Essen wohl vergessen.

Falls Du solche Themen nicht kennst, dann geht es quasi im Kindergartenalter weiter:

• wie, Du machst nicht freiwillig den Elternvertreter?
• Wie, keine Zeit um am Sommerfest Dich drei Tage 1880 Stunden einzubringen.
• Wie kannst Du nur dein Kind um 11:55 Uhr im Kindergarten abholen, wenn die Öffnungszeit bis 12 Uhr geht.

Dann kommt die Phase mit Grundschule, die krasse Entscheidung, welche weiterführende Schule besucht werden soll. Himmel, was war es früher so einfach. Es standen zwei Schulen zur Auswahl. Eine im Ort, die andere, das Gymnasium 10 km entfernt. Hopp oder Topp. Und heute? Gefühlt 30 Schulen kommen in Betracht, dazu noch die Feinheiten, die man sich selbst erarbeitet und schon fast zwei Jahre vorher sich die Schulen live anschaut.

arbeitest Du oder führst Du ein Familienunternehmen?

Achja, das alles macht Frau neben ihrem eigenen Job. War ich nach dem ersten Kind mit meiner Ansage 2005 noch ein Außenseiter, dass ich gerne wieder vor der dreijährigen Elternzeit wieder Arbeiten gehen würde, die Ausnahme. Was sehr schnell festgestellt wurde, dass das überhaupt nicht geht. Denn Öffnungszeiten der Kinnerstubb von 9-12. Arbeitsort in Frankfurt: Fahrtzeit 1 1/2 Stunden. Nuja, dann bleibst Du halt länger daheim. Auch nicht schlimm. Dumm wird es nur, wenn Du vorher aus dem Odenwald raus bist, Deine Freunde alle hier waren. Du einen BA-Studium machst, was damals fixer ging als der normale Studiengang und du dann wieder im Wald drin warst, fertig studiert hattest, gearbeitet hast und dann quasi fünf Jahre vor Deinen Freundinnen an Familienplanung gedacht hast und diese dann überall in Deutschland oder im Ausland waren, aber keiner mehr vor Ort. Sozialisierung der frisch gebackenen Mutter nicht so einfach, obwohl man hier in der Gegend aufgewachsen war. Keine Ahnung, wie es Frauen geht, die neu irgendwo sind. Vorteil mit Kind oder Hund ist, man lernt schnell neue Leute kennen…

Früher wurden Frauen belächelt, die weniger als drei Jahre sich um den Nachwuchs sorgten. 2017 kippte das Ganze und eine volkswirtschaftliche Besonderheit, nämlich die Änderung im Elternzeit-Gesetz wurde spruchreif. Quasi von Gesamt-Volkswirtschaftlicher-Bedeutung. Nach 2007 waren die Mütter die Außerirdischen, die länger als ein Jahr sich um den Nachwuchs kümmerten.

So, ich bin etwas abgeschweift: Meine Generation (80er lassen grüßen) bzw. die jüngeren sowieso haben irgendwie den Anspruch an eine Selbstverwirklichung. Das heißt, die meißten wollen finanziell unabhängig sein, einen gut bezahlten Job haben, schließlich haben wir studiert, haben eigene Ansprüche und keine Ahnung was noch. Will heißen, Frau hat heute mehrere Bälle in der Luft. Und hey, die Yogalehrerausbildung hatte ich mir zweifach verdient. Erstens den Preis und zweitens wollte ich eindeutig me-time haben. Und so kam es, dass ich manchmal an den Wochenenden da saß und mich zurück katapultiert fühlte, als würde ich am Elternstammtisch sitzen.

Vom Elternstammtisch ins wahre Leben zurück

Wie konnte es soweit kommen, dass man seine freie Zeit mit jammern, beschweren vergeudet und nicht sein Leben lebt? Spaß hat, sich freut? Wieso wurde ich nun hier mit dem Thema konfrontiert, obwohl es doch eine kinderfreie Zone war. Dachte ich zumindest. Nuja, falsch gedacht. Jetzt im Nachhinein: alles hat seinen Sinn. Ich bin wieder ne Runde schlauer, demütiger und auf eine gewisse Art und Weise leiser. Auch wenn ich jetzt gerade diesen Beitrag schreibe.

Wenn ich abends um 20:30 Uhr nach Hause kam, dann war das manchmal wie auf einem anderen Stern zu landen. Schwubbs, war die Yogablase dahin. Der Alltag hatte mich innerhalb von Sekunden, der Wahnsinn, das Chaos hatte bestenfalls nicht zugenommen, sondern bewegte sich auf bekannten Ausmaßen. Besonders nett war es, wenn Mann sich zwar um Essen gekümmert hatte, die Wäsche, das Lernen, das Einkaufen, das Geburtstagsgeschenk zu organisieren, aber irgendwie im ganzen Stress vergessen hatte. Herrlich! Muddi war wieder zu Hause, ging sonntags wieder aus dem Haus und sonntags um Acht gab es was zu Essen, was Gott sei Dank der Mann gekocht hatte, aber nicht so, wie ich es wollte, bzw. selbst gemacht hätte. Wenn dann noch zyklusbedingt eine klitze kleine Verschiebung der Hormone stattgefunden hatte, bzw. der Hunger nicht rechtzeitig in der Großstadt gestillt wurden…. Ich entschuldige mich hiermit öffentlich. Ich habe es mittlerweile erkannt. So viele Dinge sind klar geworden…

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LG ausm Wald

Yvonne