hinfallen, aufstehen, Krone richten auf dem Jakobsweg
Tag 10 Combarro – Vila Nova de Arousa 19.06.2021
Tagesspruch
Der Weg ist das Ziel
Konfuzius
meine Erlebnisse
laut Routenbeschreibung wird es eine schwere Tour.
Ich lasse es auf mich wirken und ziehe morgens los. Ich verlasse durch das Wohnviertel immer den Berg hinauf den Ort und entdecke eine wirklich tolle Strecke. In meinem Tagebuch steht: „endlich gehts ne Steigung hoch“ OK, das ist wohl dem Odenwald geschuldet. Der Weg ist wirklich steil und ich spüre das erste Mal auf dem Jakobsweg meine körperlichen Grenzen. Ich gelange an galizischen Dörfern vorbei und gehe immer weiter den Berg hinauf. Dafür werde ich immer wieder mit einem tollen Blick auf die Bucht von Combarro belohnt. Ich staune, was hier alles so am Wegesrand wächst, denn daheim überlebt die Passionsblume bei mir noch nicht einmal im Topf.
Oben angekommen, weiß ich noch, dass ich ein Bild an alle daheimgebliebenen gesendet habe, die derweil auf dem Campingplatz in Hammelbach mit Freunden sind. Ich habe wieder den Weg für mich alleine. Ich begegene keiner Menschenseele und kann somit meinen Gedanken nachhängen.
In Armenteira gibt es eine Überraschung. Nach meinem Aufenthalt im Restaurant, welches ich mir mit einer Schulhorde teile, gehe ich rüber zum Kloster und wundere mich, warum dort Security bzw. so super gut angezogenen Menschen stehen. Ich darf mir dennoch den Innenhof anschauen und erfahre, dass demnächst eine Hochzeit stattfinden wird. Da ich neugierig bin, setze ich mich an den Rand und beobachte das Ganze.
Die komplette spanische High Society trifft sich. Da sind Highheels, Hüte, Fracke und die tollsten Kleider. Eine ganze Reihe von Dudelsackspielern wartet auf ihren Einsatz und werden vom Musikleiter immer wieder zum Anstimmen animiert. Blumenmädchen und andere Gäste kommen und am Ende wird zuerst die Brautmutter vorgefahren, dann endlich wird die Braut vom Vater heran geführt.
Während der Trauung kann ich mir endlich den Rest vom Kloster anschauen, in welchem man normalerweise übernachten kann. Ich unterhalte mich kurz mit dem Klostervorsteher und mache mich dann auf den weiteren Weg.
Hier ist für mich eine der schönsten Strecken, denn es geht mitten im Wald an einem Fluss- bzw. Bachlauf eine Schlucht herunter. Ich komme mir fast vor wie im Odenwald und werden an die Magharetenschlucht am Neckar erinnert und frage mich abermals, warum man in die Ferne schweifen muss, um das schätzen zu können, was man vor der Haustür hat.
Ich meine mich zu erinnern, dass es knappe fünf Kilometer sind.
Irgendwann entdecke ich im nächsten Ort ein Restaurant samt Unterkunft. Entweder werde ich melancholisch, weil ich merke, dass der Weg langsam aber sicher für mich zu Ende geht oder keine Ahnung was. Auf jeden Fall checke ich im Hotel ein, bekomme ein Zimmer gezeigt und als ich mich gerade ausruhen will, stelle ich fest, dass ich die volle Dröhnung des Abluftrohrs am Zimmer habe. Leise ist was anderes. Ich höre mir das ein wenig an und beschließe dann, dass ich dort nicht bleiben will. Ob das gut oder doof war, das lasse ich hier jetzt einmal stehen, auf jeden Fall habe ich mein Anliegen vorgebracht, es konnte keine Alternative gegeben werden und so war es dann, dass ich das Hotel wieder verlassen habe.
Also hieß es wieder weiter laufen. Weiterlaufen, so weit die Füße tragen und die Erkenntnis, dass es keine Herberge gibt, die ich zu Fuß noch hätte erreichen können. Ich kürze die Episode ab. Ich habe an einer Tankstelle mir ein Taxi gerufen, wurde in O Mousqueira abgeholt und dann bis Vila Nova de Arousia gefahren.
Dort wusste ich, gibt es eine öffentliche Herberge. Und was soll ich sagen, das war auch ein Erlebnis, welches ich machen durfte. OK, die Pilgerkasse wurde nicht strapaziert, denn die Übernachtung hat 5 € gekostet. Dafür findet man in diesem Ort die öffentliche Herberge in der öffentlichen Turn- bzw. Sporthalle. An sich nicht schlecht, denn hier gibt es WC und Gemeinschaftsduschen. Oben hat man ganz einfache Stahl-Stockbetten aufgebaut, Plastikmatratzen und dafür bekommt man einen Überzug. Es langt, erfüllt seinen Zweck und mit der Turnhallte wurde ich an die Sporthalle in Bad König erinnert. Diese hat mit den Duschen den gleichen Flair. Aber, ich bin ja auf dem Jakobsweg und nicht im Wellness-Urlaub. So war es dann auch, dass ich oben im Schlafsaal feststellen durfte, dass noch eine Person diesen mit mir teilt. Erst musste ich ein wenig Schlucken, denn ich als Frau durfte mir den Saal mit einem Mann teilen. Ich gestehe, es war mir etwas unwohl. Doch dies hat sich dann erledigt, denn ich habe mit meinem Mitpilgerer einen netten Abend im Restaurant verbracht, wir teilten uns ein Lecker Essen samt Nachtisch und durften feststellen
, dass Vila Nova de Arousa auch bekannt dafür ist, dass die ein beliebter Treffpunkt für Herionschmuggler war….
Zahlen, Daten, Fakten
höchster Punkt 490m, niedrigster Punkt 70
Laufzeit 03:50 h insgesamt unterwegs: 06:26h
16,9 km gelaufen, den Rest mit Taxi
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